Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Hindenburgfrankaturen Teil 3

Portostufen (2)

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Thema sollen heute wiederum Portostufen sein, die durch die Wahl von Sonderleistungen in der Postbeförderung entstehen. Üblich sind Zufrankaturen für Sonderleistungen wie Einschreiben (30 Pf) oder Eilzustellung (40 Pf). Interessant wird es dann, wenn diese sich ergänzen eben nicht mit den Standardporti von 6 Pf für die Postkarte, 8 Pf für den Ortsbrief bzw. 12 Pf für den normalgewichtigen Fernbrief ab 15.1.1932. Den Anfang unserer Betrachtung macht deshalb eine doppelgewichtiger Ortsbrief "Berlin" kombiniert mit einer Einschreibenleistung, also 16 Pf + 30 Pf = 46 Pf (Abb. 1). Wenn dann wie hier auf dem Brief das königliche bulgarischen Wappen der Bulgarischen Gesandtschaft in Berlin prangt, ist das doch ein gelungener Einstieg in unsere Exkursion der Hindenburgfrankaturen.


Abbildung 1

Ein Fragezeichen hinterlässt das Porto von 75 Pf für einen Eilbrief vom Königlichen Italienischen Konsulat "Stuttgart" 1940 nach Rom, rückseitig mit Ankunftsstempel "Roma" und schönem Konsulatsstempel (Abb. 2). Aber wieso 75 Pf? Das Auslandsporto von 25 Pf für einen Brief  erhöht sich in der nächsten Gewichtsstufe auf 40 Pf und die Eilzustellung erfordert 40 Pf, also 65 Pf oder 80 Pf ... kam es im Konsulat auf 10 Pf nicht an? Der Autor verfügt über einen weiteren Eilbrief nach Italien aus 1934 zu 75 Pf, so dass hier ein Fragezeichen hinter der Michel-Briefe-Portotabelle bleibt. Zu vermuten ist, dass für Auslands-Eilzustellungen 50 Pf statt 40 Pf zu zahlen waren, wobei der Michel-Briefe-Katalog das nicht ausweist.



Abbildung 2

Weiter geht es mit der Kombination beider Zusatzleistungen Eil plus Einschreiben auf zunächst normalgewichtigem Brief, also insgesamt 82 Pf (Abb. 3), wobei der Postbeamte in "Leipzig Reichsmessestadt" das übersichtlich für uns mit Marken zu 12 Pf, 30 Pf und zu 40 Pf frankiert hat.



Abbildung 3

Seltener ist dann schon das Porto von 94 Pf für den doppelgewichtigen Brief (24 Pf) mit ebendiesen Zusatzleistungen, hier ab "Herzberg" (Abb. 4).



Abbildung 4

Ebenfalls zwei Zusatzleistungen ergeben ein nicht so häufiges Porto von 65 Pf: Der Auslandsbrief (25 Pf), eingeschrieben und per Luftpost (10 Pf) ab "Hamburg" nach Schweden (Abb. 5), wobei auch hier idealtypisch die Porti mit separaten Hindenburgmarken zu 30 Pf , 10 Pf und 25 Pf verklebt sind, als ob der Postbeamte hanseatisch korrekt sicherstellen will, sich nicht zu verrechnen. 



Abbildung 5

Einen Höhepunkt kombinierter Sonderleistungen stellt ein Auslandsbrief ab "Wien" 1941 nach "Budapest" dar. Rückseitig trägt der Beleg einen Zensurstreifen und einen Ankunftsstempel "Budapest." Einen Brief in die ungarische Hauptstadt gab es zum ermässigtem Tarif von 20 statt 25 Pf (Teil I) und dann addieren sich mit Eil + Einschreiben + Luftpost gleich drei (!) Sonderleistungen für 50/30/10 Pf hinzu und ergeben 110 Pf Porto (Abb. 6).



Abbildung 6

Wiederum fand sich so ein Beleg nur als Einzellos bei einem Auktionshaus. Wer jetzt gleichwohl sagt "Schade, keine 100 Pf Einzelfrankatur", dem konnte der Autor leider nicht die Besonderheiten der Zusatzleistungen ausreichend nahebringen. Eine 100 Pf Einzelfrankatur findet sich häufig auf einem späten Zeppelinbeleg z.B. zur Olympiafahrt 1936; ein Porto von 110 Pf ist "nur" eine Mischfrankatur, aber ungleich seltener.

Selten sind ebenfalls Zufrankaturen für Zusatzleistungen wie Einschreiben auf an sich portofreien Sendungen wie Dienstsendungen. So wurden Einberufungsbefehle als Dienstpost "Frei durch Ablösung Reich" versandt  und nur der Eilzuschlag wurde mittels 40 Pf Marke freigemacht, so auf dem Einberufungsbefehl "Ulm" vom 25.8.1939 (Abb. 7).



Abbildung 7

Der Empfänger hatte sich "sofort" (Rot unterstrichen) im "Schulhaus, Sammelplatz 6505" zu melden - eine Woche später wurde von Nazideutschland der II. Weltkrieg eröffnet. Es ist ein bedrückendes Zeitdokument, das nachdenklich macht. "Stell Dir vor, es ist Krieg und niemand geht hin ..."

Zurück zu Marken mit dem Portait des bereits 1934 verstorbenen Feldmarschalls von Hindenburg: Hohe Porti, teilweise von mehreren Reichsmark, findet man häufig auf Luftpostbelegen z.B. nach Argentinien. Seltener sind Auslandswertbriefe, so z.B. 1940 von "Berlin" in die Schweiz zu einem Porto von 145 Pf, gesiegelt und dem Stempel "Inhalt keine Waren" (Abb. 8).



Abbildung 8

Damit soll der Aspekt Portostufen zwar nicht abgeschlossen, aber bei weiterer Betrachtung der Hindenburgfrankaturen in den Hintergrund treten. Deutlich ist hoffentlich geworden,  dass es kaum auf den Wert der gestempelten Marke und auch nicht auf die Bewertung eines Briefe-Katalogs hinsichtlich Einzel- oder Mehrfachfrankatur  ankommt. Vielmehr liegen durch die Kombination mehrerer Zusatzleistungen am besten mit weniger gebräuchlichen Portostufen oder auch mit Portofreiheit Belege  vor, die selten sind und deshalb mit Recht das Prädikat "sammelwürdig" tragen. 

Dr. Axel Eska, IPV 1877 Dresden e.V.

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