Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Hindenburgfrankaturen Teil 4

Massenfrankaturen

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Auch wenn der Briefe-Katalog dafür keine besondere Bewertung kennt: Massenfrankaturen mit Hindenburgmarken sind optisch schön und sie sind keine Massenware. Lassen Sie mich eigentlich fehlerhaft mit einem Beleg ab "Stuttgart" vom September 1934 beginnen (Abb. 1). Der Fehler liegt darin, dass man bei drei Marken schwerlich schon von einer Massenfrankatur sprechen kann. Das erforderliche Porto für einen Fernbrief von 12 Pf setzt sich aus drei Marken zu je vier Pfennig zusammen. Jetzt kommt aber der Clou: Der Absender hat sich die Mühe gemacht, drei verschiedene Hindenburgausgaben zu je vier Pfennig und alle in Blau zu verwenden; Mi 454, 467 und die dunklere 483 sogar mit Randnummern.


Abbildung 1

Die Seltenheit von Randnummer-Marken auf Beleg wurde schon in vorherigen Artikelfolgen angesprochen. Die Zusammenführung aller drei Ausgaben war nur bis Ende 1935 möglich, denn dann war Mi 454 nicht mehr frankaturgültig. Das Besondere liegt hier aber einfach im Aha-Effekt, den die Zusammenführung der Ausgaben auslöst. Ja, es ist ein "gemachter" Beleg, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Er ist selten und optisch ansprechend. Mancher mag das nicht gelten lassen, doch im Bereich der Brustschild-Frankaturen sind Mehrfarbenfrankaturen unabhängig vom Wert der einzelnen Marken geschätzt und teuer. Warum? Weil es eben viel seltener vorkommt, dass ein Portowert aufwendig aus mehreren Einzelwerten frankiert wurde und weil es einfach "was hermacht", mehr als eine asketisch anmutende Einzelfrankatur eben. Der Absender aus Stuttgart 1938 dachte genauso und deshalb versinnbildlicht dieser Brief nach "Urach" gut, um was es dem Auto in dieser Folge geht.


Abbildung 2

Nun begehe ich quasi einen weiteren Fehler, wenn ich eine Auslandspostkarte ab "Bayerisch Gmain" vom September 1934 (Abb. 2) zeige. Vier Marken mögen zwar als Beginn einer Massenfrankatur taugen; 16 Pf aber nicht für das erforderliche Porto von 15 Pf für eine Postkarte nach "Milano." Infolge Überfrankatur liegt nach modernen Bewertungskriterien keine Mehrfach-, sondern eine Fehlfrankatur vor, die eigentlich "durchfällt." Der Beleg zeigt aber, dass solche Überfrankaturen vorkamen, wenn auch nicht häufig. Man kann hier im Übermut den Spies sogar umdrehen und sich auf den Standpunkt stellen, einen sehr werthaltigen Beleg zu zeigen, denn eine Fehlfrankatur ist viel seltener als so manche gesuchte Einzel- oder Mehrfachfrankatur aus dem Briefe-Katalog! Ich möchte aber nicht übertreiben, sondern hier nur darauf hinweisen, dass es manchmal ganz interessant ist, den Blickwinkel zu wechseln. Eins muss sich die gezeigte Auslandspostkarte jedenfalls nicht vorwerfen lassen; sie ist eine "Mache". Ansonsten wäre die linke Marke nicht beschädigt aufgeklebt worden.



Abbildung 3

Nun aber endlich zu richtigen Massenfrankaturen. Gleich der niedrigste Wert der Medaillonausgabe mit dem Wasserzeichen Hakenkreuz, die schwarze Mi 512 zu 1 Pf  bietet wunderbar ansprechende Belegstücke mit Aha-Effekt. Sechsfach ziert sie eine Postkarte ab "Düsseldorf" mit Werbestempel "Schaffendes Volk" (Abb. 3), achtfach einen Ortsbrief innerhalb von "Dresden"  (Abb. 4).



Abbildung 4

Ebenfalls achtfach wurde der 1 Pf Wert auf einer Drucksache ab "Nürnberg" 1937 verklebt. Es musste schon die vierte Gewichtsstufe über 50 bis 100 g sein, damit das Drucksachen-Porto stimmt. Bemerkenswert ist weiter, dass die Marken hier übereinander verklebt wurden, damit der Platz auf dem Kuvert reicht (Abb. 5).



Abbildung 5

Sogenannte "Dachziegelfrankaturen" sind dem Autor sonst nur bei Inflationsausgaben 1922/23 bekannt. Ein normales Fernbriefporto von 12 Pf beansprucht dann schon die halbe Briefvorderseite, wenn es mit zwölf Werten der Mi 512 verklebt wurde (Abb. 6). Damit entfaltet Mi 512 schon eine gewisse Eindrücklichkeit.



Abbildung 6

Ebenfalls zwölf Marken hat der Absender oder der Postbeamte für einen normalgewichtigen Eilbrief ab "Magdeburg" im April 1937 frankiert (Abb. 7).


Abbildung 7

Für die erforderlichen 12 plus 40 = 52 Pf hätten auch zwei Marken gereicht. Das es zwölf geworden sind, stärkt die optische Präsenz des Belegs und macht ihn besonders. Vielleicht machen Sie sich auch auf die Suche nach solchen Stücken? Es geht wie immer noch mehr! Eine 24 Pf-Frankatur mit vierundzwanzig 1 Pf Hindenburg-Marken sah der Autor kürzlich in einem Auktionskatalog und zwölf 4 Pf Marken für einen Orts-Eilbrief wären durchaus auch ein Gebot wert. Meinen Sie nicht auch?

Dr. Axel Eska, IPV 1877 Dresden e.V.

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