Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands

Sonderpostwertzeichen zum Thema: Nachhaltigkeit

Zum Schutz unseres Planeten und zur Verbesserung der Lebensverhältnisse haben die Vereinten Nationen einen 17-Punkte-Plan aufgestellt. Seit dem 1. Januar 2016 soll dieser Plan von den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Am 6. Februar 2020 erschien dazu in Deutschland ein Sonderpostwert-zeichen mit dem Thema: Nachhaltige Entwicklung. 

So neu ist das ganze allerdings nicht. Die Kerngedanken des 17-Punkte-Plans stammen aus dem Jahre 1987 und wurden formuliert im Brundtlandbericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen.

Auch am Thema Klimawandel geht aktuell kein Weg vorbei. Unser Vereinsmitglied Dr. Axel Eska hat festgestellt, das auch diese Problematik nicht ganz neu ist und fragt:

Klimawandel, war da nicht mal was?

Wer Briefmarken sammelt, hat nicht nur mehr vom Leben, sondern in der Regel geht das auch mit einer höheren Allgemeinbildung einher, was natürlich voraussetzt, dass der Sammler sich auch mit den Inhalten seiner gesammelten Schätze auseinandersetzt. So kann man als Sammler sich von der aktuellen und weit verbreiteten Meinung, wir müssten das "Klima retten" nicht ganz anstecken lassen, denn immerhin kennen wir schon die Diskussion "Rettet den Wald" aus den 80er Jahren. Die Ausgabe Bund Mi-Nr. 1253 zeigt nicht nur den vorgenannten Slogan, sondern bildet schon 1985 eindrücklich eine Uhr ab, auf der es nicht Fünf vor Zwölf, sondern mindestens schon Vier vor Zwölf steht. Also aller höchste Zeit, etwas zu tun ... Haben wir etwas getan und hat es etwas genutzt ?

Zunächst zur letzten Frage: Das wissen wir noch nicht. Obwohl nach Angaben des Umweltbundesamts allein zwischen 1982 und 1999 ca. 850 Forschungsprojekte zum "Waldsterben" mit einem Budget von fast 500 Milliarden DM gefördert wurden, kann man nicht sicher sagen, was die Ursache(n) ist/sind. Man spricht gern von komplexen Ursachen und Langzeitwirkungen ... was im Hinblick auf das heutige Klima - Thema nicht gerade ermutigend klingt.

Zur ersten Frage: Ja, die Diskussion hat einen gesell-schaftlichen Umbruch bewirkt und Anfang 2019 nahm man sogar an, dass die GRÜNEN den nächsten Bundeskanzler stellen, so gut waren da deren Umfragewerte. Dieser Umbruch und der Wirtschaftsumbruch nach 1990 im Gebiet der ehemaligen DDR haben dazu geführt, dass der Ausstoß von Schwefeldioxid in Deutschland von jährlich 7,5 Millionen Tonnen in 1980 auf 0,5 Millionen Tonnen in 2002 sank. Die gesetzlich vorgeschriebene Verwendung von Drei - Wege - Katalysatoren in PKW ab 1985 hat die Belastung mit Stickoxiden merklich reduziert. Die LKW - Dieselmotoren mussten durch die EURO 4 Norm 2004 folgen, was durch die SCR Technik erreicht wird. Banal gesagt, wird Harnstoff eingespritzt, was Mercedes klangvoll "Bluetec" nennt. Das Problem ist, dass die deutsche Automobilindustrie systematisch die notwendige Menge Harnstoff zur effektiven Anwendung zu niedrig angibt, da die Harnstofftanks aufgrund von Platzproblemen in PKWs zu klein sind, was uns auf ein Hauptproblem der Umsetzung von Umweltschutz bringt: Solange wirtschaftliche Interessen dagegen sprechen, ziehen Umwelt-schutzgesichtspunkte meist den Kürzeren. Erschreckend aus Sicht des Autors ist dabei, dass hier in Deutschland unsere staatlichen Institutionen wie das Bundes-verkehrsministerium und das Kraftfahrtbundesamt, die für die technische Zulassung zuständig sind, im sog. "Dieselskandal" schlichtweg versagen. Es gibt einzelne Strafanzeigen auch von Staatsanwaltschaften gegen diese Behörden, das politische Interesse und das der Medien dafür geht gegen Null.



Wir begeistern uns lieber für Greta (Thunberg), wünschen ihr den Nobelpreis und kaufen vielleicht auch Bio, aber richtig hinschauen möchten wir bitte nicht.

Das trifft leider auch für mein Ausgangsthema zu: Trotz der politischen Ansage der grünen Bundesumweltministerin von 2003, das Waldsterben sei gestoppt, geht es weiter. Nach dem aktuellen Waldzustandsbericht ist nur jeder dritte Baum äusserlich gesund, dafür jeder dritte deutlich geschädigt. Es treffe jetzt nicht mehr komplette Waldgebiete, vermehrt sterben einzelne und viele ältere Bäume. Man hat dafür auch schon einen neuen Begriff kreiert "Waldsterben 2.0". Schuld daran sei - das Klima! Dann kann man ja wieder munter forschen, s.o.. Offensichtliche nachteilige, besser schädigende Umstände wie die explosionsartig zugenommene Weltbevölkerung, der ungebremste Vorrang von Individualverkehr auch hier bei uns, das Verschweigen der wirklichen Preise für Flugverkehr, die des boomenden Kreuzfahrttourismus und auch die des weltumspannenden Warenverkehrs bleiben ausserhalb der Diskussion. Kürzlich sah ich in einem Kaufhaus ein T-Shirt reduziert für 2,99 €. Man muss sich nur einmal ganz kurz überlegen: Was sollen denn da die Näherin in Bangladesh verdienen ? Wie niedrig dürfen Transportkosten sein? Es bedarf keiner Revolution und keiner Blockaden von Tagebauen, vielmehr den Blick auf das Naheliegende: Solange wir wirtschaftlich weiter wachsen, was für die Aufrechterhaltung unserer Sozialsysteme im überschuldeten Finanzsystem erforderlich ist, werden wir unsere Umwelt weiter schädigen. Wachstum verbraucht Ressourcen, selbst wenn es Wachstum im "grünen" Wirtschaftsbereich ist, siehe Windkraftparks und die vielfältigen damit einhergehenden Probleme.



Zum Schluß doch noch etwas Positives: Das Klima kann und wird sich auch ohne uns ändern. Diese Einsicht entlastet uns aber nicht, verantwortlich zu handeln, aber bitte ohne Aktionismus! Einfach mit Ruhe und Übersicht und Augen auf, wie bei vollmundigen Losbeschreibungen. Briefmarkensammler kennen das!

Dr. Axel Eska  

Quellen : Wikipedia, Michel Briefmarken Katalog, Waldzustandserhebung 2018 des BM