Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands

Neue Belege zur Geschichte des Luftschiffs LZ 17 "Sachsen"

Ein Beitrag von Erhard Rothbauer, 15848 Beeskow, Mitglied der ARGE Zeppelinpost

In der 77er-INFO 1/2018 hatte ich die Gelegenheit einen Artikel zur Geschichte des Luftschiffs LZ 17 „Sachsen“ zu veröffentlichen. Im Juli war ich dann in Dresden zu Gast und konnte mit einem Vortrag zum Thema Zeppelin Luftschiffe einen Beitrag leisten. Ein weiteres Mal zu Gast in der Elbmetropole möchte ich im November erneut und spezialisiert auf „Mein Luftschiff“ über Neues und Interessantes berichten. Mit dem neuen Artikel in der 77er-INFO möchte ich schon ein paar Einblicke geben, die zeigen, dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt.

 


Bild 1 - AERO-Berlin 2019 im Russischen Haus in Berlin

Mittlerweile war ich bei mehreren Ausstellungen mit meinem Exponat zum LZ 17 dabei und es ist nun schon auf 72 Blatt angewachsen. (Bild 1, 2, 3) Weitere neue Belege, von denen ich Ihnen hier einige vorstelle, möchte ich gern auf der NAPOSTA 2020 bei der nächsten Erweiterung zeigen.


 

Bild 2 - Exponat auf der AERO-Berlin 2019



Anmeldungsbereich der AERO-Berlin 2019

Vom Jahr 1913 sind die besonderen Fahrten unter dem Begriff „Haida-Fahrt“ zu dem Ort in Böhmen, heute Novy Bor, bekannt. Startort für die Fahrt sollte der neu gebaute Luftschiffhafen Dresden-Kaditz sein. Während des Turn- und Sportfestes in Leipzig waren Vertreter aus Haida bei Rundfahrten mit dem Luftschiff dabei. Die Begeisterung war sehr groß und so entstand der Wunsch, dass dieses Luftschiff als erstes böhmisches Ziel die Stadt Haida besucht. Es wurde ein Komitee gebildet und die Verhandlungen mit der DELAG führten zum Vertragsabschluss.

Als Termin stand der 20.10.1913 fest. Vor allem aus Haida gab es Passagiere, die teils auch Mitglieder im Komitee dort waren und ihre Frauen mitnahmen. Diese reisten mit dem Zug nach Dresden. Zwei Fahrkarten verkaufte die DELAG, dabei eine an Frau Elisabeth Augustin aus Leipzig. Bei noch guten Bedingungen begann die Fahrt und führte bis Pirna und Bad Schandau. Dort musste das Luftschiff umkehren, denn eine Gewitterfront und Nebel verhinderten die weitere Fahrt über das Gebirge. Enttäuscht waren die tausenden Schaulustigen, die aus ganz Böhmen nach Haida kamen und teils im strömenden Regen warteten.



Bild 4 - Karte 20.10.1913 Frau Elisabeth Augustin

Enttäuscht waren aber auch die Passagiere der Fahrt. Das dokumentiert als historischer Beleg die Karte von Frau Augustin (Bild 4). Sie fuhr anschließend mit der Bahn von Dresden nach Haida und schickte diese Karte von dort am Tag danach. Im Text heißt es: „Gestern fuhr ich mit dem Luftschiff „Sachsen“ stundenlang. … Leider mussten wir hinter Schandau kehrt machen.“ Als Bildkarte hat sie ein Exemplar der Serie von Fotograf Kühn aus Baden-Baden genutzt, welche sie wahrscheinlich an Bord gekauft hat. (Bild 5) Frankiert ist die Karte mit der 5-Heller-Grün und entwertet wurde diese Marke mit dem Doppelkreisstempel von Haida.



Bild 5 - Bildseite der Karte Frau Augustin

Die nächste Karte (Bild 6) ist ein echter Fahrtbeleg Sieger Nr. 7 vom 09.11.1913 mit dem Borstempel des LZ 17 und aufgegeben dann nach der Ankunft in Dresden. So trägt der Beleg als Frankatur die grüne 5-Pf-Germania und die Entwertung erfolgte mit dem Kreisstegstempel von Dresden-Altstadt am 10.11.1913. Bei der Landung in Haida wurde kein Postaustausch vorgenommen. Die verwendete Karte haben die Absender wahrscheinlich schon am 20.10.1913 in Dresden gekauft.



Bild 6 - Karte 09.11.1913 Fritzi und Josef Groh

Es ist selten, dass solche besonderen Ansichtskarten (Bild 7) verwendet wurden. Fritzi Groh und Josef Groh haben die Karte geschrieben. Das Ehepaar stammt aus Haida und war schon beim ersten Versuch am 20.10.1913 mit an Bord. Josef Groh war auch Mitglied des Organisationskomitees und verfügte als Unternehmer über die finanziellen Mittel.


 

Bild 7 - Bildseite Karte Groh

Anlässlich der geplanten Fahrt des Luftschiffs hatte das Komitee mehrere Sonderkarten und zwei Sonderstempel speziell von österreichischer Seite aufgelegt. Durch die Unterschiede der Karten, der Frankaturen und der verwendeten Stempel gibt es viele Kombinationen. Dabei sind die Varianten sowohl im Sieger-Katalog als auch im Zeppelin- und Flugpost Spezialkatalog von Michel sehr umfangreich beschrieben. Im Michel wird auf spezielle Einschreiben und eine Drucksache verwiesen, die katalogisiert wurden.

Doch es gibt auch normale Briefe der österreichischen Post, die frankiert und mit dem vor Ort möglichen österreichischen Sonderstempel Type I versehen befördert wurden. Dazu befinden sich jetzt zwei Briefe in meinem Besitz. Der eine (Bild 8), trägt den Stempel vom 20.10.1913 und wurde sogar mit der 10-Heller-Rot frankiert für ein Auslandsporto, obwohl er nach Meerane adressiert nach Sachsen geschickt wurde. Es hätte also das 5-Heller-Porto gereicht.



Bild 8 - Brief 20.10.1913 nach Meerane

Beim zweiten Brief (Bild 9) handelt es sich um eine nach Wien adressierte Drucksache und sie wurde am 09.11.1913, dem Tag der wirklich durchgeführten Fahrt des Luftschiffs, mit dem Sonderstempel der Österreichischen Post Type 1 entwertet. Als Frankatur sind die Briefmarken zu 1-Heller und 2-Heller = 3 Heller verwendet worden, was dann für ein normales Porto der Drucksache im Inland Österreich korrekt ist.



Bild 9 - Drucksache 09.11.1913 nach Wien

Alle im Artikel benannten Heller-Briefmarken stammen aus der 1908 im Kaiserreich Österreich erschienenen Serie zum 60. Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph.