Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Schloss Scharfenberg - von Carl Bantzer

(vorgestellt von Thomas Wünsche, IPV)


Bei meinen Streifzügen auf den Seiten eines bekannten Internet-Aktionshauses tauchte Ende letzten Jahres ein Angebot mit folgender Artikelbeschreibung auf: "GERMANY 1880 5pf POSTAL CARD FROM COLLN TO DRESDEN ALTSTADT".

 


amtliche Ganzsache (Postkarte) vom 4.9.1880 von Cölln an der Elbe nach Dresden-Altstadt

Ich wollte schon weiter scrollen, da sah ich, dass auch die Rückseite dieser Karte abgebildet war. Auf der Rückseite befand sich eine Zeichnung, die sofort mein Interesse weckte. Das mit Bleistift gezeichnete Schloss kam mir bekannt vor. Mein Verdacht bestätigte sich mit der Anfangszeile: "Scharfenberg, den 3.9.1880". Ein Abgleich über eine Internet-Bildsuche brachte endgültige Gewissheit - der Absender hatte das Schloss Scharfenberg auf der Rückseite der Karte verewigt. Für wenige US-Dollar konnte ich die Karte ersteigern, musste aber ein wenig warten bis ich den Brief mit der Karte in meinem Briefkasten fand, denn der Anbieter hat seinen Sitz in Singapur...



Rückseite der Postkarte aus Cölln an der Elbe

Nach Weihnachten hatte ich dann mehr Zeit um die Karte etwas genauer zu untersuchen. Die Zeichnung war sehr sauber und machte einen professionellen Eindruck. Den Absender konnte ich nicht entziffern aber die Anschrift war deutlich lesbar: "An Fräulein Claire Neymann". Gruseliger Weise stieß ich bei meiner Suche nach diesem Namen auf eine Totenmaske einer Claire Elisabeth Bantzer, geb. Neymann (1860-1887). Die weitere Beschreibung zu dieser Maske brachte mich dann aber auf die Spur des Absenders: "Claire Elisabeth Bantzer war die erste Ehefrau des Malers und Hochschullehrers Carl Ludwig Noah Bantzer (1857-1941)". Hier schreibt also der junge Carl an seine Geliebte. Sechs Jahre später heirateten die Beiden. 1887 stirbt Claire Bantzer bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes Arnold. Der aus Hessen stammende Maler kehrt nach dem Tod seiner ersten Frau nach Hessen in die Schwalm zurück. Nach mehreren Studienreisen wird er 1896 als Professor an die königliche Kunstakademie in Dresden berufen. Einige seiner Werke befinden sich auch in Dresdner Museen - und eines in meiner Sammlung...