Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Eine Asien-Reise aus philatelistischer Sicht

Der Autor bereiste im Februar 2020 die Länder Vietnam, Kambodscha und Thailand. Als Philatelist war es ihm ein Bedürfnis, die jeweiligen Postämter der bereisten Städte aufzusuchen, ein Blickwinkel, den sicher nur sehr wenige Reisende heute teilen. Umso interessanter ist vielleicht dieser Erfahrungsbericht.

Die Reise startete am ultramodernen Flughafen Saigon, auch Ho-Chi-Minh-Stadt. Die offizielle Bezeichnung der 7-Millionen-Metropole huldigt dem bereits 1969 verstorbenen Gründungsvater der sozialistischen Republik, der von seinen Landsleuten ehrerbietig "Onkel Ho" genannt wird. Ansonsten hat man mit dem Kommunismus besonders in Saigon, das ein Drittel der Wirtschaftskraft des ganzen Landes stellt, wenig am Hut. Die Einheimischen nennen ihre Stadt wie früher Saigon und fahren ganz auf Marktwirtschaft ab. Das im wörtlichen Sinn: Das Fahrrad ist komplett von Motorrollern abgelöst, aber auch schwere Motorräder und Luxussportwagen sind im Straßenverkehr sichtbar. Am beeindruckensten ist aber die Eleganz der schick gekleideten vietnamesischen Frauen.



Abbildung 1: Hauptpostamt Saigon

Das Hauptpostamt aus dem Jahre 1891 (Abb. 1) wurde von den Franzosen errichtet; sein Stahlgerüst stammt vom bekannten Gustave Eiffel (der Turm in Paris!). Die kürzlich renovierte Post ist heute ein Touristenmagnet mit vielen Schaltern  im luftigen Innenbereich (Abb. 2), wo man natürlich auch Post aufgeben kann.



Abbildung 2: Hauptpostamt Saigon - Schalterhalle

Der Autor scheiterte an der Unlust der jungen Schalterbeamtin, einen R-Brief aufzugeben. Auch der Dolmetscher konnte ihr mein Anliegen nicht begreiflich machen; der überfrankierte Brief mit dem Viererblock einer Fisch-Briefmarke a 8.000 Dong landete in einem bereit stehenden Wäschekorb (Abb. 3).



Abbildung 3: Mehrfachfrankatur aufgegeben auf der Hauptpost in Saigon (überfrankiert)

Eine lustig-freundliche Maximum-Karte, erworben an einem privaten Schalter der Post, ist der vietnamesischen Ausgabe zum Jahr der Ratte 2020 (nach dem chinesischen Tierkreiszeichen-Kalender) gewidmet und ging gut gestempelt am 8.2.2020 in "Saigon"   (Abb.  4) ab, um wie der Brief schon drei Werktage später in Deutschland anzulangen - überraschend schnell.



Abbildung 4a: Maximumkarte (Vorderseite) zum "Jahr der Ratte"



Abbildung 4b: Maximumkarte (Rückseite) zum "Jahr der Ratte" aufgegeben in Saigon

Post wird nach meinem Eindruck nur noch wenig versandt. Die vietnamesische Bevölkerung, die sich seit 1950 auf 100 Millionen vervierfacht hat (Man bedenke die demografische Rasanz!), ist im Smartphone-Zeitalter vollständiger angekommen als die deutsche, was durch sehr billige Tarife unterstützt wird.

Die Reise ging auf dem Mekong weiter nach Pnom Penh, ins Königreich Kambodscha. Hier war der Einzug der Moderne für den Autor noch eindrücklicher, da im Hinterkopf die Vorstellungen vom Armenhaus und der Dritten Welt herrschten, sich in der Realität aber eine glitzernde Metropole bot (Abb. 5).



Abbildung 5: Pnom Phen - Hauptstadt des Königreichs Kambodscha

Die Fassaden der von Chinesen errichteten Hochhäuser täuschten allerdings einen Wohlstand vor, der nur bei einem Bruchteil der Bevölkerung ankam und viele Fenster blieben aufgrund Leerstands nachts dunkel. Gleichwohl machte die 1,7 Millionen-Stadt einen stark aufstrebenden Eindruck. Als Fußgänger konnte man sich in den Straßen kaum bewegen - man fuhr Moped oder SUV; Platz zum Laufen war keiner. Schwierig erwies sich auch der Versuch, im alten aber gut renovierten Hauptpostamt (Abb. 6) Sammlermarken



Abbildung 6: Hauptpostamt Pnom Phen

zu erwerben. Als Kunde musste man Platz-Marken ziehen und dann wartete man entspannt (Abb. 7). Die tropische Hitze bremste unnötige Hektik.



Abbildung 7: Hauptpostamt Pnom Phen - Schalterraum

Eine Schautafel informierte zweisprachig über die Portostufen (Abb. 8) und auch die Briefkästen waren nicht nur in Khmer-Sprache beschriftet, sondern ebenfalls in Englisch (Abb. 9 rechts ---->). Nach etwas Wartezeit und Studium eines Schaukastens mit Sondemarken bekam ich die Preise genannt: 15 US-Dollar für einen Satz Tierbriefmarken mit Blockausgabe, wonach ich dann doch Abstand nahm. Wohlgemerkt war das der offizielle Abgabepreis der Post, die wie kein geringer Teil der Wirtschaft von Touristen lebt.



Abbildung 8: zweisprachige Tafel mit den Posttarifen im Hauptpostamt Pnom Phen

Einen Brief gab ich dann doch in der im Norden Kambodschas gelegenen Stadt Siem Rep auf, die im Poststempel die touristische Hauptattraktion Kambodschas nennt: "Siem Rep. Angkor". Die Postangestellte in einem modernen Flachbau kontrollierte das Porto des leicht überfrankierten Briefs, 4.500 R statt 4.200 R, und schlug gut lesbare Stempel ab (Abb. 10).  Die Beförderung  des Briefs nach Deutschland dauerte zehn lange Werktage.



Abbildung 10: Mischfachfrankatur aufgegeben Sien Rep (etwas überfrankiert)

Der Autor konnte sich vor Ort über die Auswirkung des Corona-Virus freuen: Es fehlten chinesische Touristen und damit 80% der jährlich fünf Millionen Besucher der Tempelanlagen von Angkor Wat (UNESCO-Weltkulturerbe seit 1992), was den Eindruck eines einmaligen Besuchserlebnisses vervielfältigte (Abb. 11).



Abbildung 11: Fototermin in Ankor Wat

Letzte Station der Reise war dann das Königreich Thailand. Hier verstärkte sich nochmals der Eindruck von der Modernität Asiens: sechsspurige Autobahnen mit Laternenbeleuchtung lassen unsere deutsche Infrastruktur alt aussehen, gar nicht zu reden von der Bevölkerungsstruktur der immerhin 100 Millionen Thais. Kommunikation mittels Smartphone ist so üblich wie die unglaubliche Höflichkeit der Thais. Briefe werden wohl nur noch für Dokumente und Bescheide versandt, auch wenn das ebenfalls kürzlich renovierte Postamt in der Bangkoker soi 23 (Abb. 12)  gut frequentiert wirkt.



Abbildung 12: Postamt in Thailands Hauptstadt Bankok

Auch dort kann man Sondermarken erwerben, wofür aber kein eigener Schalter mehr vorhanden ist. Der mit 24 Bath portogerecht frankierte Auslandsbrief mit Marken aus zwei Blöcken einer Leuchtturm-Ausgabe (Abb. 13) dürfte fast ein Unikat sein - kaum ein Tourist wird solche Frankaturen vornehmen, wenn er überhaupt einen Brief versendet. Der Brief benötigte ab Bangkok nur 3 Werktage, um in Deutschland zugestellt zu werden.



Abbildung 13: Mischfachfrankatur aufgegeben in Bankok (portogerecht)

Philatelistischer Abschluss dieser erlebnisreichen Reise soll wie eingangs eine Markenausgabe zum Jahr der Ratte sein : Der entsprechende Block mit sechs Marken der thailändischen Post mit der Nr. 300 (Abb. 14) und ein Brief mit entsprechender Frankatur aus diesem Block, der vom Format nur mit seinem "Herz" auf den Brief ab "Bangkok" 21.2.2020 (Abb. 15) passte.  Die Poststücke werden wie zahlreiche Fotos dem Autor wohl noch lange eine schöne Erinnerung an diese Reise sein.



Abbildung 14: Block aus Thailand zum "Jahr der Ratte"

Deutlich wurde dabei auch, dass die Kommunikation mittels Briefpost  eine antiquierte ist. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Briefpost vollständig von der elektronischen "Post" abgelöst wird, was in Asien wohl früher geschieht als hier bei uns.

Dr. Axel Eska, IPV 1877 e.V.

    


Abbildung 15: Mischfrankatur aus Bankok mit den Marken aus dem Block zum "Jahr der Ratte"