Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands

800 Jahre Tharandt 1216 - 2016 

Ein Artikel von Dr. Axel Eska, IPV Dresden 1877 e.V

Aus dem Jahr 1216 stammt die erste urkundliche Erwähnung Tharandts. Der Markgraf von Meißen belehnte dem aus dem Vinschgau / Südtirol stammenden Boriwo de Tarant mit der Verwaltung der Siedlung. Der Vinschgauer ließ eine Burg errichten, die seiner heimatlichen Burg Tarantsberg in Naturns / Südtirol nachgestaltet war. Lange Freude hatte der zugereiste Burgherr daran nicht – 1221 wurde er ermordet.

Die Markgrafen von Meißen mussten sich in der Folgezeit ihren Burgbesitz mit Waffengewalt sichern. Um 1400 galt die Burg als eine der stärksten im Land, was sie 1429 vor der Eroberung durch die böhmischen Hussiten schütze. Auch aus Böhmen stammte die bekannteste Bewohnerin der Burg: Sidonie bzw. Zdenka war die Tochter des böhmischen Königs und Witwe des Herzogs Albrecht und lebte 1476 bis zu ihrem Tod 1510 auf der Burg.

 Abb. 1: Sachsen Michel 16 auf kleinformatigem Brief ab „Tharant“ 13.1.1867

Unmittelbar danach begann eine lange Epoche des Verfalls und die Burg diente als Baumaterialspender. Erst die aufkommende Burgen – Romantik um 1800 beendete dies durch erste Sicherungsmaßnahmen. Denkmalgerechte Arbeiten setzen erst 1976 ein.

Neben dem Schloss steht seit 1860 ein Stadtschloss, das lange Zeit von einer polnischen Adelsfamilie bewohnt wurde. Bekanntester Eigentümer war später der 1831 verurteilte Goldfälscher Franz Tausend. Der aus Bayern stammende Betrüger und Hochstapler verwandte nicht unerhebliche Mittel für die Modernisierung des Schlosses. 1937 bis 2000 wurde es von der Forstlichen Lehranstalt genutzt.

Abb. 2: Brustschild – Briefstück mit Deutsches Reich Michel 4 mit nachverwendetem  Sachsen – Stempel „Tharant“ 29...1872

Die bekannteste Einrichtung Tharandts geht auf das Jahr 1811 zurück, als der aus Thüringen stammende Johann Heinrich Cotta mit seiner privaten forstlichen Lehranstalt dem Ruf des sächsischen Königs folgte. Den Sitz Tharandt wählte Cotta mit folgender Begründung:

„Ohne Wald und dessen Benutzung kann eine Forstlehranstalt ebenso wenig gedeihen als eine Bergwerkakademie ohne Bergwerk.“

 Abb. 3: Eine Postkarte an eine Verwandte des Gründers der Forstakademie ! "An Frl. Elisabeth von Cotta"; ab Dresden 14.09.1898, Ankunft „Tharandt“ 15.9.1898

Dies deutet auf den Grund hin, warum zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Forstwirtschaft gefördert werden sollte: Durch den schon 300 Jahre lang intensiv betriebenen Bergbau in Sachsen mit seinem enormen Bedarf an Grubenholz und Holzkohle zur Verhüttung waren die ursprünglich dichten sächsischen Wälder ausgedünnt. Einen Kahlschlag anderer Art bewirkte gleich nach der Gründung der Lehranstalt der gegen die französische Besatzung gerichtete Befreiungskrieg 1813/15, weil sich die Mehrzahl der Studenten zu den Waffen meldete. Man denke dabei nur an das ausdrucksstarke Gemälde „Der Auszug der Jenenser Studenten“ von Ferdinand Hodler.

Abb. 4: Brief mit DR Michel 47 an das Amtsgericht Chemnitz 6.7.1899

Da ohne Studenten die private Lehranstalt keine Einnahmen hatte, übernahm auf Betreiben Cottas das Königreich die Lehranstalt, die ab 17. Juni 1816 als Königliche Sächsische Forstakademie firmierte. Cotta war bis zu seinem Tod 1844 ihr erster Direktor.

Abb. 5 : Dienstbrief des Gerichtsvollziehers beim Amtsgericht Tharandt 2 .2.1922 mit beeindruckender Mischfrankatur über 5,50 RM in Dienstmarken

Es dauerte lange, ehe das Königreich Geld für den Bau von Lehrgebäuden bewilligte. 1904 wurde die Forstakademie Hochschule und erhielt das Habilitationsrecht. 1941 erfolgte die vollständige Eingliederung in die Technische Universität Dresden als Fakultät.

Abb. 6: Ungarische Postkarte aus dem bosnischen „Vukovar“ 29. Mai 1929 . Ankunft „Tharandt“ bereits 31. Mai vormittags. Man beachte, für die Zustellung brauchte man keine weitere Anschrift als den Ort . Rückseitiger Text: „Da mir aber gesagt wird  Belgrad sei sehr theuer und  schmutzig ...“

Die Zahl prominenter Absolventen ist lang: Der Luftschiffpionier Baumgarten, der spätere Schweizer Bundespräsident Hertenstein, der Schriftsteller von Maltitz, der erste Leiter der in Nancy beheimateten französischen Forsthochschule Parade etc..

Abb. 7: Eingeschriebener Postauftrag Nr. 1 an einen Freiberger Dampfwalzenbetrieb vom 2.9.1937 mit vollständigem Formular (siehe untere Abbildung)  – selten!

 

Abb. 8: Auslandsbrief mit SBZ 50 Pf Michel 194 nach „Skultorp“ Schweden ab „Dorfhain / über Tharandt“ 6.1.1949. Nach dem Krieg suchten viele ihre Zukunft statt in der Trümmerwüste Deutschlands in Schweden – vielleicht galt der Inhalt des Briefes aber auch dem Dank für ein Hilfspaket?

Abb. 9 : Postkarte des Briefmarkenhändlers Schulze mit der Abbildung seines Briefmarkenfachgeschäfts und der Unterzeile „am 13./ 14. Februar 1945 völlig zerstört“ mit Sonderstempel „Tharandt – Die weltbekannte Forststadt“ 25.3.1949 – offensichtlich war der Händler ausgebombt und nun in Tharandt  ansässig.

 Abb. 10:  Einschreibebrief mit SBZ 84 Pf Michel 227 mit behelfsmäßigem Einschreibezettel „Höckendorf       ü(ber ) Tharandt“ 16.8.1950

Abb. 11: Brief mit DDR 24 Pf Michel 385 mit dem schon aus 1949 bekannten Sonderstempel „Tharandt – Die ...“ 7.11.1953 ( zwei Wochen nach Ersttag ) und Absenderstempel „Fachschule für Forstwirtschaft Tharandt / Sa.“

  Abb. 12: Sonderstempel zum 750 jährigen Stadtjubiläum 1956 auf DDR Pieck -Ganzsache P 67

 Abb. 13: Sonderstempel – Beleg 21.9.1986 „175 Jahre Forstliche Lehre“ . Auf der Vorderseite sind die Burgruine und das Festgeländes mit Luftschaukeln zu sehen (siehe untere Abbildung)

  

2017 war Tharandt deutschlandweit in den Schlagzeilen: Die Buchhandlung „Findus“ wurde als beste inhabergeführte Buchhandlung Deutschlands ausgezeichnet.

 

Abb. 14 : Beleg mit Aufkleber zu 800 Jahre Tharandt und Poststempel „Tharandt“  27.10.2016 – ein heute leider seltener Abschlag mit Ortsstempel!